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Channel: Kommentare zu: Nicht gekennzeichnete Werbeformate bei Spiegel Online: Sündenfall oder „alles halb so wild“?
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Von: Michael Firnkes

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@Florian: Ich finde nicht, dass die Medienanbieter (in diesem Fall Blogger) entscheiden sollten, wann es einen Interessenskonflikt gibt und wann nicht. Diese Einschätzung sollte beim Leser selbst liegen. Bei nicht gekennzeichneter Werbung hat er dazu keine Chance.

Nur einige meiner Gründe:

– Nichts für ungut, aber ich kenne dich und deine Beweggründe nicht (selbst wenn ich dir „Fall 1“ persönlich glaube). Du sagst mir, es handle sich um eine „echte“ Empfehlung. Das behaupten auch alle reinen Affiliate-Blogger von sich, die unter Fall 2 laufen.

– Das gerne genannte Argument „meine Leser kennen mich“ zieht m.E. ebenfalls nicht. Wenn du Geld mit deinem Blog verdienen möchtest und demnach professionell bloggst, wird ein Großteil deiner Leser aus Suchmaschinen oder den sozialen Netzwerken stammen.

– Wo willst du die Grenze ziehen? Wer sollte bei einer journalistisch betriebenen Onlinezeitung dann noch wissen, was neutral ist und was aus monetären Interessen heraus geschrieben? Aus guten Gründen möchte man dort keinerlei nicht gekennzeichnete Links haben. Warum sollten wir Blogger einen niedrigeren Standard ansetzen?

– Die fehlende Kennzeichnung ist vor allem jenen Bloggern gegenüber unfair, die jegliche Werbung als solche benennen. Dann wird diesen „Werblichkeit“ und „Käuflichkeit“ unterstellt, während jene mit Schleichwerbung als neutrale Instanz gelten, davonkommen und gar mehr verdienen? Das kann nicht sein.

– „Ich denke Du wirst zustimmen, dass es im Fall 1 keinen Interessenskonflikt gibt.“ Nein das tue ich nicht. Ich habe selbst lange genug rein vom Bloggen gelebt (gekennzeichnet). Ich für mich weiß, dass man im Zweifelsfall (Frage: Affiliate-Link oder nicht?) irgendwann dem monetären Aspekt den Vorzug gibt. Und sei es nur unterbewusst. Wenn du es schaffst, völlig über dem zu stehen, Respekt.

– „In Fall 2 sollte der Interessenskonflikt unbedingt gekennzeichnet werden.“ Gerade die werden es wohl nicht tun. Wer gibt schon gerne zu, dass er aus rein käuflichen Motiven heraus bloggt? Da hilft es nur, wenn alle anderen mit gutem Beispiel vorangehen.

Du müsstest die Verweise rein rechtlich auch nicht „Affiliate-Links“ nennen , sondern „Anzeige“ (ich schreibe das, weil viele Blogger nicht wissen, dass dies auch für Affiliate-Links gesetzlich vorgeschrieben ist). Auch die „Anzeige“ wird von vielen überlesen, ja. Aber ist das wirklich ein Argument? Dann könnten wir die Trennung zwischen Redaktion und Werbung doch gleich bei allen Medien weglassen. Dann wüsste man noch weniger, welcher Inhalt aus welchen Gründen heraus entstanden ist. Ich für meinen Teil möchte das nicht.

Was befürchtest du denn, wenn du Affiliate-Links kennzeichnest? Was wäre dein Nachteil? Dass sich deine Leser an der Werbung stören? Dann ist doch das „Weglassen“ keine Lösung. Es wäre ein Stück weit gar feige, wenn wir Blogger uns nicht der längst überfälligen Diskussion stellen.

Wenn Blogger Geld mit ihren Portalen verdienen wollen, dann müssen sie zu 100% transparent arbeiten. Sonst gibt es die Blogosphäre in ihrer ursprünglichen Form irgendwann nicht mehr. Meine Meinung. Der Vertrauensverlust durch die Leser wird ebenfalls zunehmen. Das müssen dann leider alle Blogger „ausbaden“.

Danke, dass du dich der Diskussion stellst (wir hatten diese zuvor via Twitter geführt). Das ist nicht selbstverständlich.


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